Dieses Jahr geht unser Spendenbeitrag an den Verein des Tausend Taten e.V., welcher dringend Unterstützung bei den Leseprojekten benötigt. Bereits in der Vergangenheit kreuzten sich unsere Wege beim 6. Jenaer Firmenlauf. Im Dialog mit Verena Wilk sprechen wir über den Verein und die verschiedenen Projekte, die der Verein betreut.
Wer genau steckt hinter der Aktion „Tausend Taten e.V.“ und welches Ziel wird verfolgt?
Hinter dem Tausend Taten Verein steckt ein tatkräftiges Team von ein paar hauptamtlichen und ganz vielen ehrenamtlichen Helfern. Wir verfolgen das Ziel, bürgerschaftliches Engagement in Jena zu stärken. Unter dem Motto „Zeit schenken und Freude gewinnen“ schenken wir anderen Menschen in Jena Zeit. Insbesondere unsere über 200 freiwilligen Helfer widmen ihre Zeit der Altenhilfe und Kinder- und Jugendprojekte.
Wie werden die verschiedenen Projekte ausgewählt und umgesetzt?
Wir haben aktuell fünf Projekte. Diese sind auch fest und beständig. Ein Projekt entsteht aufgrund eines Bedarfes. Dieses Erfordernis war und ist nach wie vor in Jena vorhanden. Bedarfsorientiert sind „Paten für Demenz“ und „NAHbarn“, unsere Altenhilfe- Projekten entstanden. Es gibt Menschen, die fürsorgliche Helfer brauchen, die ihnen Zeit schenken, mit ihnen spazieren gehen und Gesellschaft leisten, damit man auch im Alter nicht allein ist. Genauso kann man sich dies bei „Paten für Demenz“ vorstellen, zur Unterstützung von Familien mit demenziell erkrankten Angehörigen. Es sollte möglichst eine helfende Person vor Ort sein, die zu den Demenzkranken geht und in dieser Zeit die Familie unterstützt und ihnen somit einen gewissen Freiraum ermöglicht. In den Kinder- und Jugendprojekten, wie etwa den Leseprojekten „Vorlesepaten“ und „Lesementoren“ steht unser Motto „Zeit schenken. Freude gewinnen.“ ebenfalls im Vordergrund. Es gibt aktuell an zwölf Schulen fast 60 Lesementoren, die mit den Kindern Eins-zu-Eins das Lesen üben. Dies sind meist Kinder, denen das Lesen sehr schwer fällt. Der Bedarf an Lesementoren seitens der Lehrer wächst zunehmend. Häufig bekommen wir Anfragen von den Lehrern, ob es nicht noch mehr Lesementoren gibt. Das Lehrpersonal würde gerne weitere Unterstützer an die Schulen nehmen und der Tausend Taten Verein sucht händeringend nach weiteren, hilfsbereiten Menschen. Im Projekt Copilot entstehen klassische Tandems, d.h. ein Erwachsener gestaltet gemeinsam mit einem Kind die Freizeit. Beispielsweise geht der Student mit dem 14-jährigen Jungen Basketball spielen, d.h. der Copilot für den Jungen ist in diesem Fall der Student, der ihm wie ein Patenonkel zur Seite steht. Dabei hat sich herausgestellt, dass ganz vielen Kindern die Großeltern in Jena fehlen. Daraus resultierend wurde mit dem Projekt „Leihgroßeltern“ ein neuer Schwerpunkt gesetzt. Dies sind Großeltern die sich z.B. einmal die Woche kümmern und etwas unternehmen. Eigentlich sind unsere Projekte fest, je nach Bedarf kann sich jedoch ein Zusatzprojekt oder ein zusätzlicher Schwerpunkt erschließen.
Wie viele Lesementoren und Vorlesepaten sind bereits aktiv an dem Projekt beteiligt?
Momentan gibt es 25 ehrenamtliche Vorlesepaten, die an 23 Kindergärten den Kindern vorlesen. Fast 60 ehrenamtliche Lesementoren üben mit den Kindern im Eins-zu-Eins das Lesen an zwölf Schulen. Dies sind vor allem Senioren und Studenten, da diese ihre Zeit flexibel für ein Ehrenamt einsetzen können und möchten. Manche Senioren sind zusätzlich bereit, mehreren Kindern nacheinander zu helfen.
Wieviel Zeit soll ein Lesementor und Vorlesepate pro Woche an Zeit investieren?
Dabei wird sich nach den Ehrenamtlichen gerichtet, d.h. es wird gefragt, welcher Tag demjenigen am besten passt. Beim Vorlesen und Lesen wird zudem darauf geachtet, wie lange die Kinder aufnahmefähig sind. Die ganz jungen Kinder können sich ca. eine halbe Stunde konzentrieren. Lesementoren sind vor allem in Schulen unterwegs, das Lesen findet meist im Anschluss an den Unterricht statt. Hier wird von 45 Minuten ausgegangen. Natürlich variiert die Zeit von Mal zu Mal, denn hauptsächlich soll es den Kindern Spaß machen. Auf keinen Fall soll es anstrengend für die Kinder werden. Natürlich muss man als Vorlesepate/Lesementor die Fahrtzeit noch mit einberechnen. Deswegen versuchen wir Schulen bzw. Kindergärten zu finden, die in der Nähe des Wohnortes des Ehrenamtlichen sind. Eine Stunde Zeit pro Woche wäre schön und das möglichst regelmäßig.
Welche Rollen spielen private Unterstützer wie die Somengo GmbH?
Private Unterstützer sind sehr wichtig, denn bisher konnte keine kontinuierliche Förderung für die Lesehilfe gefunden werden. Wir sind sehr stark auf Spenden angewiesen, denn die 80 Ehrenamtlichen sollen professionell koordiniert und betreut werden. Dafür benötigt man natürlich Personal und ohne die Somengo GmbH könnte dies nicht ermöglicht werden. Die Somengo GmbH verschafft dem Tausend Taten e.V. nicht das Geld für Bücher, denn diese sind meist in den Schulen vorhanden, sondern sie unterstützen die Projektleitenden, die die Ehrenamtlichen beraten, koordinieren und weiterbilden, z. B. zu Themen wie Aufmerksamkeitsstörungen. Der große Vorteil unserer Ehrenamtlichen ist, dass sie keine Nachhilfelehrer sind, sondern mit ganz unterschiedlichen Hintergründen, z.B. als Lese-Omas und -Opas, zu den Kindern kommen. Ehrenamtliche müssen natürlich erst einmal gewonnen werden und hierfür ist viel Öffentlichkeitsarbeit nötig. Außerdem müssen potenzielle Ehrenamtliche beraten werden. Es gibt viele Dinge zu organisieren, Formalien müssen geklärt werden, die Vermittlung an die Schulen und Kindergärten muss geregelt werden. Die Ehrenamtlichen verdienen es selbstverständlich auch betreut zu werden, d.h. man tauscht sich aus, bleibt in Kontakt und bespricht wie man sich gegenseitig helfen kann, um das Ehrenamt so gewinnbringend wie möglich für alle Beteiligten zu gestalten. Natürlich hat es für uns auch etwas mit Wertschätzung zutun, sich die Zeit zu nehmen und die Ehrenamtlichen beratend zu unterstützen. Diese Aufgaben benötigen eine hauptamtliche Projektleitung.
Zu welcher Uhrzeit finden die Leseprojekte statt?
Die Entscheidung liegt bei der jeweiligen Institution. In den Schulen wird meist im Anschluss an den Unterricht gelesen. In Kindergärten wird das anders gehandhabt. Hier liest der Vorlesepate meist zur Mittagszeit etwas vor. Je nach Schulkonzept werden häufig auch Freiarbeitsstunden genutzt.
Wer kann sich in Ihren Projekten engagieren?
Prinzipiell kann sich jeder engagieren, der sich für Bücher und Kinder begeistert. Der Vorlesepate oder Lesementor soll die Kinder für Bücher begeistern und zum Lesen motivieren. Egal ob Einhörner oder Weltraum, es gibt für jedes Kind ein spannendes Buch zu entdecken. Sobald man Lust hat, ehrenamtlich tätig zu sein und gut mit Kindern umgehen kann, ist man in den Leseprojekten des Tausend Taten e.V. gern gesehen.
Haben Sie vielen Dank Frau Wilk für dieses ausführliche Interview.
Ihr wollt mehr über die Projekte des Tausend Taten Vereins erfahren oder selbst aktiv werden? Dann findet Ihr auf der Seite https://www.tausendtaten.de/projekte/ weitere Informationen.